So profitieren Sie vom Gesundheitsfonds
-
Unter Umständen lohnt sich ein Wechsel der gesetzlichen Krankenkasse, obwohl jetzt alle den gleichen Beitrag erheben. Die Unterschiede liegen im Service und in der Versichertenstruktur. Kassen mit überdurchschnittlich vielen chronisch Kranken könnten vom Gesundheitsfonds profitieren.Darauf deutet auch die unterschiedliche Reaktion der gesetzlichen Krankenversicherer auf die Einführung des Gesundheitsfonds hin. Mehrere gesetzliche Krankenkassen haben wegen zu geringer Mittelzuweisungen aus dem neuen Gesundheitsfonds geklagt. Die klagenden Kassen fühlen sich durch den neuen morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) benachteiligt. Möglicherweise sind sie demnächst gezwungen, einen Zusatzbeitrag zu erheben, weil sie mit den Mitteln, die ihnen aus dem Gesundheitsfonds zugewiesen werden, nicht auskommen.
Das könnte für den einen oder anderen Versicherten ein Grund sein, die Kasse zu wechseln, etwa zu den "Gewinnern" der Reform: z. B. den AOKs, bei denen viele Versicherte mit hohen Gesundheitsrisiken versichert sind. Solche Kassen erhalten höhere Leistungen aus dem Fonds. |
Unwissenheit überwiegt
Mehrere Monate nach der Einführung des Gesundheitsfonds weiß ein Drittel der Deutschen noch nichts von den gravierenden Neuerungen bei der gesetzlichen Krankenversicherung. Lediglich 66 Prozent der Bürger haben schon vom Gesundheitsfonds gehört oder gelesen, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid ergab. Von diesen FondsKennern fühlen sich jedoch lediglich 35 Prozent gut über den Sinn und Zweck der neuen Strukturen informiert. Das entspricht weniger als einem Viertel der Gesamtbevölkerung.
Der Start des Gesundheitsfonds zum Jahresbeginn hat zahlreiche Veränderungen für Krankenkassen, Ärzte und Versicherte mit sich gebracht. U. a. gilt seitdem für alle gesetzlich Versicherten ein Einheitsbeitragssatz von 15,5 Prozent des Bruttoentgelts. Für viele bedeutet das eine Erhöhung. Durch das zweite Konjunkturpaket wird der Beitragssatz zum 1.7.2009 auf 14,9 Prozent verringert.
Das Urteil der Deutschen über den Gesundheitsfonds fällt insgesamt schlecht aus. Nach einer kurzen Erläuterung zu den Veränderungen durch den Fonds erkundigten sich die Meinungsforscher bei allen Befragten nach einer Wertung – auch bei den Nicht-Kennern. Die Mehrheit der Deutschen (61 Prozent) hält die Fonds-Einführung demnach für schlecht. 36 Prozent bewerten sie positiv.
Etwa drei von vier Deutschen finden die Festlegung auf den Einheitssatz von 15,5 Prozent ungerechtfertigt. 87 Prozent der Bürger rechnen außerdem damit, dass der Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung in den nächsten Jahren weiter steigen wird.
Grundsätzlich erwartet die Mehrheit weitere Reformen im Gesundheitssystem. Nur jeder Zehnte ist der Meinung, dass der Gesundheitsfonds in seiner jetzigen Form lange Bestand haben wird.