So sparen die Deutschen
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Der gezielte Aufbau eines finanziellen Polsters für die Altersvorsorge gewinnt immer stärker und früher an Bedeutung.
Die Wissenschaft hat festgestellt, dass der Erfolg der Geldanlage zu über 90 % davon abhängt, wie das Vermögen strukturiert ist. Weniger von Bedeutung ist es dagegen, z.B. die richtigen
Aktien zu besitzen oder zum optimalen Zeitpunkt
am Aktienmarkt ein- bzw. auszusteigen. Die Asset Allocation beschreibt die Aufteilung des Gesamtvermögens auf verschiedene Anlageklassen (Kontoguthaben, Anleihen, Aktien, Immobilien, Lebens-/Rentenversicherungen) in der Art und Weise, dass sie der Anleger-Situation entspricht.
Die individuelle Ausgangssituation wird durch Beantwortung folgender Fragen analysiert:
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Welche Ziele verfolgt der Anleger mit seiner Geldanlage?
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Für welchen Zeithorizont ist die Geldanlage gedacht?
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Welche Risiken ist der Anleger bereit einzugehen?
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Welche Zusammensetzung weist das bereits vorhandene Vermögen auf?
Alle Geldanlageentscheidungen müssen also die persönlichen und finanziellen Rahmenbedingungen ausreichend berücksichtigen und ohne Abstriche dem Erreichen der individuellen Ziele dienlich sein.
Achtung: Experten sprechen von einer Geldanlage, wenn die Anlage maximal für einen Zeitraum von etwa zwei Jahren erfolgt; und von einer Kapitalanlage, wenn die – geplante – Anlagedauer deutlich länger ist als zwei Jahre. Im Folgenden werden beide Begriffe jedoch synonym verwendet.
Geldvermögen der privaten Haushalte
Durchschnittswerte helfen für die individuelle Finanzplanung zwar nicht weiter, dennoch sind sie zur Veranschaulichung hilfreich. Die deutsche Bundesbank hat im Juni 2013 erstmals Einzeldaten zum Vermögen der privaten Haushalte veröffentlicht, die sie im Rahmen der Studie Private Haushalte und ihre Finanzen
(PHF) zwischen September 2010 und Juli 2011 ermittelt hatte (Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Juni 2013).
Laut PHF-Studie summieren sich die Vermögensgegenstände der privaten Haushalte im Durchschnitt auf 220.000,00 € (Bruttogeldvermögen). Zieht man die bestehenden Verbindlichkeiten ab, ergibt sich ein durchschnittliches Nettogeldvermögen in Höhe von 195.200,00 €. Dabei zeigt sich eine deutliche Vermögensungleichheit: Den 10 % reichsten Haushalten gehören knapp 60 % des Nettovermögens bzw. 73 % der Haushalte besitzen nur ein unterdurchschnittliches Vermögen.
Bis zu einem Lebensalter von 54 Jahren steigt laut PHF das Durchschnittsvermögen stetig an, am vermögendsten sind die Haushalte mit Personen zwischen 55 und 64 Jahren. Mögliche Ursachen sind die bei höherem Lebensalter bereits längeren Sparphasen, höhere Einkommen sowie möglicherweise ein verstärkter Zuwachs durch Erbschaften.
Das umfangreiche Datenmaterial der PHF-Studie ermöglicht auch einen detaillierten Einblick in die Struktur des Vermögens der privaten Haushalte. Die Zusammensetzung unterscheidet sich oft je nach Vermögenslage, insbesondere bei den Realvermögen, teilweise aber auch beim Finanzvermögen. Die nachfolgende Tabelle gibt nur einige ausgewählte Ergebnisse der Befragung wieder.
Komponenten des Vermögens (Angaben in %) |
||||
Vermögensgegenstände |
Alle |
Haushalte mit einem Nettovermögen ... |
||
bis zu
|
zwischen 27.780,00 € und 97.240,00 € (mittlere 20 %) |
von mehr als 442.320,00 € |
||
Selbst genutztes |
|
|
|
|
Fahrzeuge |
71 % |
39 % |
82 % |
88 % |
Sicht-/Sparguthaben |
99 % |
96 % |
100 % |
100 % |
Sparkonten |
78 % |
41 % |
85 % |
90 % |
Bausparverträge |
36 % |
13 % |
41 % |
46 % |
Fondsvermögen |
17 % |
3 % |
22 % |
39 % |
Schuldverschreibungen |
5 % |
0 % |
4 % |
19 % |
Private Renten-/Kapitallebensversicherungen
davon: |
|
|
|
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Die Analyse zeigt, dass beim Finanzvermögen der privaten Haushalte Spar- und Sichtguthaben dominieren. Ihre Verbreitung liegt in allen Vermögenskategorien bei etwa 100 % – wertmäßig machen sie dabei etwa 44 % des Gesamtvermögens aus. Beim Wertpapierbesitz sind Fonds die beliebteste Anlageform, gut 17 % aller Haushalte haben Fondsanteile gekauft.
Bei Direktinvestitionen in Aktien und Schuldverschreibungen sind die Deutschen eher zurückhaltend: Nur 11 % der Haushalte besitzen Aktien, verglichen mit den angelsächsischen Ländern ein nach wie vor sehr geringer Anteil. Besonders hoch ist die Konzentration bei Schuldverschreibungen (= Anleihen), sie werden beinahe ausnahmslos von den vermögenden Haushalten gehalten. Geförderte private Alterssicherungsverträge sind andererseits wieder in allen Gruppen zu vergleichbaren Anteilen vertreten.
Auch das Sparverhalten wird im PHF genau untersucht, denn Ersparnisse sind die Quelle des bereits vorhandenen und der Grundstock des künftigen Vermögens. 57 % aller Haushalte gaben an, regelmäßig zu sparen, wobei jüngere Haushalte weniger und seltener sparen als ältere. Die nachstehende Tabelle zeigt die durchschnittlichen Sparbeträge und -quoten für die jeweiligen Altersgruppen.
Nettoeinkommen und Sparbetrag |
||||
Alter der Referenzperson |
Nettoeinkommen |
Nettosparbetrag |
Sparquote |
|
16–24 Jahre |
12.320,00 € |
550,00 € |
4 % |
|
25–34 Jahre |
22.720,00 € |
2.990,00 € |
13 % |
|
35–44 Jahre |
32.330,00 € |
4.550,00 € |
14 % |
|
45–54 Jahre |
32.970,00 € |
5.500,00 € |
17 % |
|
55–64 Jahre |
33.040,00 € |
4.910,00 € |
15 % |
|
65–74 Jahre |
26.250,00 € |
2.170,00 € |
8 % |
|
75 Jahre + |
20.290,00 € |
2.150,00 € |
11 % |
Auf die Frage nach den Sparmotiven wird in allen Altersklassen an erster Stelle die Vorsorge für Notsituationen genannt. Die Bedeutung anderer Motive variiert in Abhängigkeit von der Lebensphase. Bei Jüngeren dominiert das Anschaffungssparen, in den Altersklassen 35 bis 54 Jahre rückt die Altersvorsorge in den Mittelpunkt. Auch im hohen Alter wird, so die Ergebnisse der PHF-Studie, weiter gespart, möglicherweise aufgrund der Unsicherheit über die verbleibende Lebenszeit und die damit einhergehenden Kosten.